Der Murray Kanal
Die einzige Yacht mit Erlaubnis für den Murray Kanal
Die einzigartige Route für Kap Hoorn
Start- und Zielhafen für diesen ungewöhnlichen Segeltörn ist Puerto Williams, der südlichste Ort Chiles auf der Insel Navarino. Die SY FEUERLAND liegt hier im Yachtclub Micalvi, der übrigens der südlichste der Welt ist. Osvaldo E. Escobar Torres ist auf allen Törns als Skipper an Bord.
Am ersten Törntag sollten sich die maximal vier Mitsegler/innen morgens um 10 Uhr auf der Segelyacht FEUERLAND einfinden. Skipper Osvaldo heißt die Crew willkommen und weist sie ausführlich in die Handhabung der Yacht ein. Es gibt genügend Zeit, in Ruhe die Kojen zu beziehen und sich einzurichten. Anschließend erfolgt die Sicherheitseinweisung, die für dieses Revier ganz besonders wichtig ist. Gemeinsam wird danach die Seekarte studiert. Der Skipper erklärt die Route. Auch ein Blick auf den Wetterbericht für die nächsten Tage gehört selbstverständlich dazu, denn mehr als alles andere wird das Wetter über den Törnverlauf entscheiden.
Nachmittags ist Zeit für einen Rundgang durch den Ort Puerto Williams. Puerto Williams hat knapp 3000 Einwohner, die meisten von ihnen sind Marinesoldaten mit ihren Familien. In der kleinen Siedlung Ukika wohnen die Nachfahren der Yamana-Indianer, der ursprünglichen Bewohner Feuerlands, über die man sich auch im Martin-Gusinde-Museum ausführlich informieren kann. In Puerto Williams ist die letzte Einkaufsmöglichkeit vor dem Kap Hoorn. Außerdem muss der Skipper hier bei der chilenischen Marine die Genehmigung für den Törn einholen. Ohne diese Genehmigung, die v.a. der Sicherheit dient, darf sich keine Yacht dem Kap Hoorn nähern.
Nach dem Willkommensabendessen an Bord machen wir eine letzte Runde ins Dorf und können in einer der typischen feuerländischen Kneipen das chilenische Nationalgetränke Pisco Sour probieren.
Der erste Schlag geht ostwärts durch den Beagle-Kanal nach Puerto Toro. 22 Seemeilen sind es von Puerto Williams bis zu diesem kleinen Fischerort, der nur über den Seeweg erreichbar ist und in dem gerade mal knapp 20 Häuser stehen. Für die Nacht wird die SY FEUERLAND am Fischerkai festgemacht. Wenn der Törn in die Fangzeit fällt, gibt es hier mit ein bisschen Glück Königskrabben - auf Spanisch centolla, eine Delikatesse der Region, – zum Abendessen. Bei einem kleinen Rundgang durch den Ort lernt die Crew den örtlichen Vertreter der chilenischen Marine, den Alcamar kennen, der mit seiner Familie für ein Jahr die Station leitet.
Er sorgt auch für den lokalen Wetterbericht der Marine, der darüber Auskunft gibt, ob es am folgenden Tag über die Bahia Nassau Kurs Kap Hoorn gehen kann, oder ob in Puerto Toro auf ein Wetterfenster gewartet werden muss.
Lassen die Wetterbedingungen es zu, geht es Kurs Süd über die Bahia Nassau. 47 Seemeilen sind es bis zum Archipel Wollaston. Von Puerto Toro aus segelt die SY FEUERLAND zunächst durch den Kanal Goree und dann über die Bahia Nassau. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Kap Hoorn, nur noch 13 Seemeilen! Für die Nacht wird in einer geschützten Bucht, in der Caleta Martial vor der Insel Herschell oder in der Caleta Maxwell geankert. Dann heißt es, ein Wetterfenster abzuwarten, um das legendäre Kap Hoorn zu umrunden. Mit ganz viel Glück gleich am nächsten Tag. Bei Schlechtwetter wird hier ausgeharrt, bis eine Umrundung möglich ist. Die Station Islas Wollaston der chilenischen Marine ist hier für uns zuständig, d.h. bei ihr müssen wir über Funk unseren Ankerplatz melden und bekommen den lokalen Wetterbericht.
“Kurs Kap Hoorn!“ - Die Umrundung des berüchtigten Kaps ist einer der Höhepunkte dieses Törns. Normalerweise wird das Kap Hoorn von West nach Ost umrundet. Wenn das Wetter mitspielt und die Marine und lässt, besucht die Crew die Station Kap Hoorn. Neben dem Leuchtturm gibt es dort die kleine Kapelle Stella Maris sowie das berühmte Kap-Horn-Denkmal zu sehen. Die chilenische Marine betreibt eine Station auf dem Kap und die dort diensthabende Familie freut sich über einen Besuch.
Dann segeln wir die 15 Seemeilen zur Bucht Martial, wo wir die Nacht vor Anker verbringen und bei einem guten Abendessen an Bord gemeinsam die erfolgreiche Kap-Hoorn-Umrundung feiern.
Die SY FEUERLAND segelt wieder nordwärts, zurück über die Bahia Nassau und in den Beagle-Kanal. Kurs ist jetzt die Insel Lennox (30 sm) bzw. je nach Wind- und Wetterlage die Insel Picton (55 sm). Der Konflikt um diese Inseln hat im Jahr 1978 beinahe zum Krieg zwischen Chile und Argentinien geführt. Auf beiden Inseln sind kleine Wanderungen möglich, um die örtliche Flora und Fauna kennenzulernen. Wenn das Wetter mitspielt, gibt es am Strand ein echtes asado, also grillen auf feuerländisch.
Der nächste Schlag führt zurück nach Puerto Williams. Auf dem Weg kommen wir an dem Wrack der LOGOS vorbei, die 1982 fünf Seemeilen von der Insel Picton auf eine Sandbank gelaufen ist. Die SY FEUERLAND fährt vorsichtig in die engen Kanäle des Archipel Holger ein. Auch hier haben einst die Yamana-Indianer mit ihren Kanus gelebt. Auf einigen Felsen gibt es eine Seerobben-Kolonie, auch sind viele Wasservögel zwischen den Felsen zu sehen. Allerdings sind gute Ortskenntnisse unbedingt notwendig, um sich einen sicheren Weg durch das Archipel zu suchen. So trifft man dort v.a. lokale Fischer, aber kaum Segelyachten. Weiter geht es westwärts durch den Beagle-Kanal und zurück nach Puerto Williams.
Hier muss die neue Genehmigung für den zweiten Teil des Törns zu den Gletschern Feuerlands bei der chilenischen Marine beantragt werden. Auch wird die Gelegenheit genutzt, um frisches Brot etc. einzukaufen, bevor es am nächsten Morgen wieder los geht: Kurs Gletscher Feuerlands.
Die FEUERLAND segelt an der Nordseite der Insel Navarino entlang und vorbei am Nordende des Murray-Kanals, der als Wasserstraße der Yamana-Indianer eine große Bedeutung hatte. Verschiedene kleine Ankerbuchten sind in der von Puerto Williams 33 Seemeilen entfernten Islotes Campamento zu finden. Die SY FEUERLAND wird in der kleinen, namenlosen Bucht, die wir „Caleta (Bucht) Eugenio“ genannt haben, lediglich mit langen Landleinen an Bäumen festgemacht, denn die kleine Bucht liegt sehr geschützt vor den hier häufig vorherrschenden West- und Südwestwinden. Eine Wanderung durch den ursprünglichen, nie von einem Förster bearbeiteten Wald der Insel führt zu einer ehemaligen Wohnstätte der Yamana-Indianer. Etwas weiter gibt es einen Biberdamm, an dem Osvaldo das Leben, aber auch den Schaden, den die Tiere auf der Insel anrichten, erklärt.
Der Beagle-Kanal wird schmaler, hohe Berge mit zum Teil schneebedeckten Gipfeln tauchen auf beiden Seiten des Kanals auf. Die SY FEUERLAND fährt in den Nordwest-Arm des Beagle-Kanals ein. 24 Seemeilen nach dem Auslaufen am Morgen erreichen wir die größere Bucht Caleta Olla. Mit einem Anker und zwei Landleinen liegt die Yacht hier sicher. Auf der anderen Seite der Bucht können wir eine Wanderung bis zu einer Anhöhe machen, von der aus man einen guten Blick auf den ersten der Gletscher, den Hollanda. Aus der Ankerbucht nimmt Osvaldo über Funk Kontakt zur chilenischen Marine-Station Yamana auf, um die aktuelle Position mitzuteilen und nach dem aktuellen Wetterbericht zu fragen.
Dann geht es weiter Kurs West durch den „Gletscher-Kanal“. Die Gipfel der Berge Monte Frances, Monte Italia, Monte Bove sind steuerbord zu sehen. Dann ist der Blick frei auf gleich eine ganze Reihe von Gletschern: Italia, Francia, Alemania und Romance tauchen nacheinander auf. Sie münden direkt in den Beagle-Kanal und mit ein bisschen Glück kann man zusehen, wie sie kalben. Ein paar Stunden später nähert sich die SY FEUERLAND dem Höhepunkt der Gletscherwelt. 22 Seemeilen von der Caleta Olla entfernt, geht es in den Fjord Pia. Die Einfahrt in den Fjord ist nicht ganz einfach, konzentriert steuert Atilio hinein. Soweit es geht, nähert sich die SY FEUERLAND durch die schwimmenden Eisschollen dem Gletscher im Ost-Arm des Fjords. Geankert wird in einer kleinen Bucht mit zusätzlichen drei Landleinen. In der Nähe gibt es einen kleinen Wasserfall. Unter dem kalten Gletscherwasser duscht der Skipper traditionell – Mitmacher sind immer willkommen!
Am Morgen fahren wir in den West-Arm des Fjords ein. Wegen der i.d.R. vielen Eisschollen, ist die Fahrt unter Motor nur bei aller geringster Geschwindigkeit möglich.
Am Fuß des Gletschers, aber natürlich in sicherer Distanz wegen der eventuell fallenden Eisbrocken, heißt es “Motor aus!“ und dann wird nicht nur der sagenhafte Blick auf den Gletscher sondern auch ein Whiskey on the rocks genossen.
Im Laufe des Tages geht es wieder hinaus aus dem Fjord und zurück durch den Nord-West-Arm des Beagle-Kanals. Je nach Wetter wird in der kleinen Bucht Borracho, was übersetzt, „betrunken“ heißt, geankert. Diese Bucht ist ganz besonders gut geschützt vor den starken Westwinden und der sich dadurch aufbauende Welle im Kanal. In dieser Bucht hat die Crew der SY FEUERLAND schon ihren eigenen Grillplatz, denn ein typisches Feuerland-Grillen am Strand darf natürlich auf dem Törn nicht fehlen. Vom Ankerplatz kann man in einer nur 30-minütigen Wanderung durch das Unterholz bis an den Beagle-Kanal heran laufen.
Auch ist es möglich, in der Bucht Ferrari vor der Estancia Yendegaia zu ankern. In der weitläufigen Bucht wird nur geankert, ausnahmsweise mal ganz ohne Landleinen. Alternativ gibt es die Bucht Eugenio, von der aus man in einer gut zweistündigen Wanderung die einsame Schaffarm KANASAKA besuchen kann, auf der unsere Freunde Eugenio und Ester mit ihrem Sohn Claudio als einzige Bewohner der Insel leben.
Der letzte Schlag führt zurück nach Puerto Williams, wieder an der Nordseite der Insel Navarino entlang. Die SY FEUERLAND macht im Micalvi fest und nach guten Essen wird in der gemütlichen Bar bei einem Pisco Sour oder Bier der letzte Abend gefeiert.
Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück endet der Törn. Gegen 9 Uhr verlässt die Crew das Schiff – voll neuer Erfahrungen und unvergesslicher Erlebnisse – im Club de Yates Micalvi.
Aufgrund der sehr speziellen Wetterverhältnisse im Revier Kap Hoorn oder wegen höherer Gewalt kann der Törnverlauf von der oben beschriebenen Route abweichen. Sicherheit für Crew und Yacht haben höchste Priorität.